Einkaufen für den Weltuntergang

Der Notfallwagen im Dorfladen für Corona & Co.

Das Robert-Koch-Institut und der Deutsche Ärztebund sind sich einig: kein Grund zur Panik, was das Corona-Virus betrifft. Aber mal ganz ehrlich: es ist doch spannender, sich mit Weltuntergangsszenarien zu beschäftigen als z.B. mit der Steuererklärung für 2019. Egal ob Pandemie oder Globaler Stromausfall oder Ausbruch eines Supervulkans: ein Vorrat an haltbaren Lebensmitteln ist imme gut. Aber was ist wirklich gut haltbar? Das kann man sich jetzt im Dorfladen im "Notfallwagen" anschauen. Im Eingangsbereich steht ein prall gefüllter Einkaufswagen mit allem, was man für den Katastrophenfall haben sollte.

Den Inhalt des Wagens hat sich das Dorfladen-Team übrigens nicht beliebig ausgedacht. Er basiert auf einem Ratgeber des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Wenn man also aus dem Corona-Hype etwas lernen kann, dann den Namen von Behörden, deren Telefonnummer man hoffentlich nie braucht.

Einkaufen gegen Panikattacken

Um sich nicht von der vorherrschenden Hysterie anstecken zu lassen, ist es hilfreich sich klar zu machen, auf welchen Denkfallen die Hysterie beruht. Sehr schön in kleinen Kapiteln anschaulich gemacht in den kleinen Büchern "Die Kunst des klaren Denkens" und "Die Kunst des klugen Handelns" von Rolf Dobelli.

Sehr gut geeignete Anti-Panik-Literatur, wenn man z.B. 2 Wochen in "häusliche Quaratäne" muss, weil der Nachbar mit Husten aus dem Italienurlaub zurückgekehrt ist.

Der Availability Bias

Zu finden in "Die Kunst des klaren Denkens". Diese Denkfalle beschreibt den Effekt, dass das menschliche Gehirn alles Schrille, Laute und oft Wiederholte konsequent in seiner Bedutsamkeit überbewertet. Wir neigen insbesondere in einer reizüberfluteten Welt dazu, medienpräsente Gefahren gegenüber weniger präsenten Aspekten zu überschätzen. Warum sollte man Massenveranstaltungen plötzlich mehr meiden als sonst, wenn die Gefährlichkeit das Corona-Virus in etwa dem einer typischen Grippe entspricht? Availability Bias. Weiterhin ins Stadion gehen aber die Currywurst und das Bier weglassen bringt wahrscheinlich mehr.

Leider lässt sich das Gehirn nicht beliebig "austricksen". Wenn die Flut der Reize konstant hoch bleibt, versetzt man seinen Kopf automatisch in Alarmbereitschaft. Schließlich laufen hier Steinzeitprogramme in uns ab. Die sind viel älter und tiefsitzender als unsere Fähigkeiten beim kontrollierten Umgang mit Medien. Die Konsequenz ist simpel und doch enorm anstrengend und bildet das erstaunliche finale Kapitel in "Die Kunst des klugen Handelns"...

Die News Illusion

Lesen Sie keine News! News sind für den Geist, was Zucker für den Körper ist. Appetitlich, leicht verdaulich und in größeren Mengen langfrisig höchst schädlich. Sie sind nicht nur der Nährboden für den Availability Bias, sondern darüber hinaus auch weitgehend irrelevant und dazu geeignet, Lebenszeit zu verbrennen. Im Schnitt hat jeder von uns in den letzten 12 Monaten etwa 10.000 Kurznachrichten verschlungen - ca. 30 Meldungen pro Tag. Und seien Sie ganz ehrlich: nennen Sie eine davon, die es Ihnen erlaubt hat, eine bessere Entscheidung zu treffen. Wenn's hoch kommt, sind es vielleicht 2 aus diesen 10.000. Eine miserable Relevanzquote.

Haben Sie schon mal die Webseite des Robert-Koch-Instituts zum Corona-Virus besucht? Ausgesprochen detailreich, deutungsbedürftig und alles Andere als sexy. Und schon gar nicht bedrohlich und spannend. Wer sich hier ein Bild gemacht hat, darf ein bisschen mitreden. Wer sein Wissen aus der Bildzeitung oder dem N24 Newsticker hat, der ist in die Falle der News-Illusion getappt. Der dürfte z.B. in jüngster Zeit gehört haben,

Kurzum: Sie sind vollgestopft mit unnützen Daten, die im Wesentlichen Zeit verschwenden und zur eigenen Verunsicherung beitragen. Und das ist beides besonders schädlich.